Dune du Pyla – 5. Ivrea

Am Donnerstagmorgen wachten wir auf dem Camping Mombarone in Qincinetto auf. Wobei aufwachen eigentlich das falsche Wort ist, denn schlafen war in den frühen Morgenstunden gar nicht so einfach. Heftigste Bergwinde stürzten sich das Aostatal hinunter und wurden durch die Verengung im Taleingang noch zusätzlich verstärkt. Diese unterzogen unser Nachtlager einem Stresstest. Die Vorzelte unserer Busse peitschen im Sturm und auch sonst schienen allerlei Gegenstände fliegen gelernt zu haben. An schlafen war in diesen Stunden kaum zu denken. Und an fliegen schon gar nicht. Unsere Ivrea-Kenner gaben sich jedoch am Morgen optimistisch. „Ganz normal“ sei das hier, und der Wind würde innerhalb kurzer Zeit von der Ebene her wehen.

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Und so verliessen wir nach dem Frühstück erwartungsvoll unser Camp (welches den Sturm tadellos überstanden hat) und machten uns auf zum Landeplatz, unseren Fahrer zu treffen. Wie bereits am Vorabend fuhr er uns zum höchstgelegensten Startplatz am Cima Cavallaria.

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Und die Ivrea-Veteranen hatten recht: Der Wind blies nun ganz moderat aus Richtung Po-Ebene, der Tag schien gut zu werden.

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Da die Bedingungen aber noch ein wenig schwach waren, war erst mal Wandern angesagt. Nach langem Warten wollten wir uns mit einem rund 15-minütigen Aufstieg einen Startbonus verschaffen. Der Plan ging auf. Kurzum waren alle in der Luft und als Giovanni mit seiner Navetta zum zweiten Mal am Startplatz erschien konnten wir das genüsslich von oben beobachten. Nach nicht allzu langer Zeit tummelte sich eine ganze Horde BärnGliders über dem Gipfel.

Irgendwann hatte einer das ewige Drehen satt und machte sich auf in Richtung Andrate. Kaum hatte er mit drehen aufgehört setzte auch schon der Lemmingeffekt ein und das ganze Rudel setzte zur Talquerung an.

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Nur einer hatte sich zuvor für die andere Richtung entschieden – er wurde dafür mit einer Wanderung belohnt, die ihm war nicht viele Höhenmeter, dafür den weg rund um den Berg herum beschehrte.

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Eine andere Pilotin fiel der magischen Anziehungskraft des Aostatals zum Opfer und ritt mit den Talwinden bis weit ins Talinnere. Alle übrigen konnten sich nach der erfolgreichen Querung nach Andrate mit sehr unterschiedlichem Aufwand und teils erheblicher Geduld wieder hochkämpfen. Einige Piloten boten gar dem starken Gegenwind die Stirn und schafften es fast bis nach Ivrea. Andere drehten um und konnten wieder am Cima Cavallaria toplanden. Nach gut zwei Stunden waren alle wieder irgendwo gelandet und der Wandervogel stand schweissgetränkt wieder am Startplatz – er solle angeblich schon bessere Laune gehabt haben, munkelt man.

Nachmittags bewog uns die Gluthitze am Landeplatz, auf weitere Flüge zu verzichten und stattdessen ein erfrischendes Bad im Lago Sirio zu nehmen. Einheimische Gleitschirmpiloten taten uns das gleich – während unserer Seequerung (diesmal schwimmend) paddelten sie frech an uns vorbei. Währenddessen kamen die wandernden und toplandenden Piloten unter uns zu ihrem wohlverdienten Abendflug.

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Nachdem sich alle wieder am Camping eingefunden und ihren Hunger gestillt hatten entschieden wir uns, am nächsten Tag in Bergamo zu fliegen. So brachen wir schleunigst unsere Zelte ab, verabschiedeten uns von Klaus und Andika, welche ihr Glück nochmals in Ivrea versuchen wollten, und machten und auf die Reise durch die Nacht. Etwa um Mitternacht stand unser Lager in Bergamo und wir konnten uns mit Vorfreude auf einen weiteren Flugtag in einem neuen Gebiet schlafen legen.

 

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