im Dunkeln…

 

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Alle Jahre wieder: Der Novemeber. Bis weit runter liegt schon Schnee, aber irgendwie auch nicht wirklich. Die Bergbahnen sind zu und der nasskalte Regen lädt auch nicht zum fliegen ein.

 Ein idealer Zeitpunkt also für bodengebundene Aktivitäten der Bärn Gliders. So machen sich inmitten der Pendlerströme des Bahnhofs Bern MoMo, Noemi, Rebä, Jönu und ich auf in Richtung Basel. Doch was wollen wir in dieser fernen Stadt, die uns doch sonst nur von unangenehmen TMAs bekannt ist? Dreimal haben wir es dieses Jahr versucht, Blinde und Sehbehinderte zu einem Flugtag einzuladen, doch jedes Mal machte uns Petrus ein Strich durch die Rechnung. So kehren wir halt den Spiess um und tauchen ein in die Welt ohne Sehsinn: Wir statten dem Restaurant „blinde Kuh“ in Basel einen Besuch ab.

 Nachdem Jönu im Zug mit ein paar geschickten Handgriffen hervorragende, aber noch brach liegende Vaterqualitäten erahnen lässt, lassen wir nach Olten die Obere Wengi und die Stierenberge links liegen und erreichen Basel. Hier warten auch schon die externen Bärn Gliders Othmar und Kurt auf uns und weiter gehts zu einem kleinen Apero zuhause bei Dani.

Wir laben uns an seinem Tisch, doch er hat soeben den Glauben an das Gute im Menschen wiedergefunden, man könnte eigentlich sagen den Glauben an die Menschheit überhaupt. Und dazu noch einen neuen Velohändler.

 Nun denn, schon ein wenig gestärkt geht es mit dem „Tremmli“ zur blinden Kuh. Nach einer kurzen Einweisung an der Reception, heisst erst einmal sich allem Licht Emittierenden zu entledigen: Natel, Uhren und dergleichen, nichts soll die bevorstehende Dunkelheit stören. Und schon empfängt uns Monika, unsere Gastgeberin für diesen Abend. 

Wortwörtlich hängen wir uns an Sie und plötzlich tauchen wir ein in das Dunkel. Und mit dunkel meine ich wirklich dunkel, kein Hintergrundlicht, nichts, nada, so dunkel ists nichtmal im All.

Monika führt jeden an seinen Platz und den Stuhl ertastend sitzt jeder ab. Jegliches Raumgefühl ist nun weg, nur noch die unmittelbare Umgebung des eigenen Stuhls und des Tisches bieten Orientierung, alles andere pechschwarzes Nichts. Ein erstes ertasten ergibt, dass der Tisch rechteckig sein muss und sich auf jeder Seite 4 Bärn Gliders gegenüber sitzen. Und tatsächlich, Jönus Pranke greift mir plötzlich an den Kopf, es sollte heute Abend nicht das letzte Mal gewesen sein. Weitere Erforschungen ergeben, dass neben mir Noemi sitzt, diagonal Othmar. Ein entschlossener Griff an Noemi vorbei stösst auf Dani und mündliche Abklärungen ergeben, dass sich weiter unten am Tisch auch noch Kurt, MoMo und Rebä befinden, wir wären also komplett.

 Nun wird serviert. Während die einen mit Mühe versuchen zumindest Teile des Flascheninhalts in ein Glas zu giessen, entdecken andere das Unfugpotential welches in der Dunkelheit steckt. Schnell ist das Besteck der Tischnachbarn eingesammelt und Noemis Wein verschwindet nach einigen Tischrunden plötzlich im Kollektiv der Gruppe. Während die Getränke noch gut zu handhaben sind, ein Glas halten kann man ja auch blind, so wird es mit der Vorspeise einen Zacken schwieriger. 

Verschiedene Ansätze finden Anwendung: Die meisten gehen defensiv an das Problem heran, möglichst viel zu sich nehmen und möglichst wenig auf dem Tisch zu verteilen. Die Geräusche aus Jönus Richtung erinnern aber eher an einen Vierbeiner und seinen Futternapf. Egal, sehen tuts ja niemand.  Die Zeit zwischen den Gängen nur mit reden auszufüllen ist ein wenig langweilig, so kommt es zur einen oder anderen Exkursion um den Tisch herum oder auch mal unten durch. Verglichen mit einem normalen Essen bei Licht eine lebendige Angelegenheit. Nach etwa 3 Stunden Dunkelheit wird es langsam Zeit unseren Sehsinn wieder einzusetzen.

Leider reicht die Zeit nur noch für einen kurzen Absacker in der benachbarten Bar, die Berner Fraktion will schliesslich noch den letzten Zug erwischen. So verabschieden wir uns von Dani und Kurt, im kaltnebligen Olten schliesslich auch von Rebä und Othmar, dafür treffen wir zufällig auf Rolf, einem noch-Flugschüler aber baldigem Bärn Glider.

 Ein dunkler, aber keineswegs trister Abend. Und Monika, im 2010 klappts auch mit dem Fliegen. Versprochen!

11.11.09 – Ändu R.

KategorienAllgemein

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