Bärn Glider verirrt sich im Prätigau

Die letzte Woche verbrachte ich in der Ostschweiz, bei dieser Gelegenheit wollte ich unbedingt einmal im Frühling in Fanas Streckenfliegen. Dank den Flugreisen kenne ich mittlerweile in einigen Fluggebieten gute Piloten, welche ich anfragen kann um gemeinsam Fliegen zu gehen.

Am Mittwoch 16.4 war ziemlich starker Nordwind angesagt, ……eigentlich nicht ideal um im Prättigau Strecke zu fliegen. Dieses ist jedoch ziemlich gut geschützt, so machte ich mich mit Günther auf nach Fanas. Der Temp. sah an diesem Tag ziemlich gut aus, es war extrem kalt, bei ­7° auf gut 2000 m.ü.M. fror ich auch schon bald. An diesem Tag drückte der Nordwind herein, so flogen wir gute 20 km zum Gotschna und landeten dort Top um uns aufzuwärmen.

Nach dem Rückflug hatten wir noch nicht genug vom Fliegen, so machten wir uns auf, um an dem Grabserberg in der Bise zu Soaren. Der Ausblick auf das Rheintal ist dort wunderschön. Die Bedingungen waren so gut, dass wir kaum runter kamen.

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Blick Richtung Bodensee

Für den Donnerstag war schwacher Wind bei einem wolkenlosen Himmel angesagt, der Temp. sah sehr schlecht aus. Diesem war zu entnehmen, dass es thermikmässig ein stabiler Tag werden würde. Aus diesem Grund waren nur wenige Piloten unterwegs. Wir nahmen uns am Morgen ausgiebig Zeit, um uns im Restaurant zu stärken. Die Zuversicht, dass es heute gut fliegen würde war kaum vorhanden. Prophylaktisch fragte ich nach, wie ich die Flugzone von Bad-Ragaz umfliegen konnte und wo ich im Rheintal landen sollte, falls ich je soweit kommen sollte.

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Richtung Bad-Ragaz

Kurz nach halb 12 startete ich mit 4 anderen Piloten. Günther, der als letzter gestartet war, hatte uns alle bald überhöht und flog Richtung Klosters. Nach 40 Minuten am Startplatz herumfliegen hatte ich genug, ich wollte einfach weiter. Mit dem Wissen, dass ich eigentlich zu wenig Höhenreserve hatte (2200 m.ü.M.) um die Talquerung zu wagen, machte ich mich trotzdem auf den Weg. Wie erwartet kam ich tief am Kreuzberg an. Glücklicherweise fand ich wieder den Einstieg in die Thermik um weiter zu fliegen. Über die Seitenflanken des Madrisa flog ich bald an Klosters vorbei Richtung Schildflue, dank starken Schläuchen konnte ich mittlerweile bis (3000 m.ü.M.) aufdrehen. Im mittleren Teil des Tales spürte ich wie der Nordwind hereindrückte. Da ich nicht absaufen wollte, entschied ich mich zur Umkehr zurück Richtung Fanas. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich die meiste Zeit mit einem einheimischen Piloten unterwegs, er flog die meist hinter mir und war viel höher als ich. Die jeweiligen Talquerungen flog ich von der Höhe her einfach nach Gefühl. Während des restlichen Fluges war ich alleine unterwegs.

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Blick über dem Vilan Richtung Landquart, Chur

Nach gut 3 Stunden war ich zurück über Fanas, beim Rückflug konnte ich vor den Talquerungen jeweils ziemlich viel Höhe mitnehmen. Da ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, überhaupt so weit zu fliegen, hatte ich auch kein Urinom montiert. Meine Blase drückte langsam – damit ich noch möglichst weit fliegen konnte, trank ich jeweils nur in kleinen Schlucken. Mit den dicken Handschuhen konnte ich nicht essen, so wechselte ich trotz der Kälte auf die Sommerhandschuhe um mir ein paar Bissen eines Brötchens zu gönnen. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich mir vor bis zum Vilan zu fliegen und dann zu entscheiden wie weiter. Als ich mich mit dort mit Mühe hochgearbeitet hatte, bot sich mir ein wunderbarer Ausblick über das Rheintal.

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Blick über dem Vilan Richtung Sargans

Ich flog weiter bis zum Falknis, an diesem Berg dreht man noch einmal möglichst hoch auf um das Rheintal zu queren. Ich wusste, dass ich mindestens (2500 m.ü.M.) haben musste, sonst würde ich direkt nach Schiers zurück fliegen. Mit einer Höhe von (2640 m.ü.M.) wagte ich die Querung des Rheintales, nach gut 15 Min. Gleitflug hatte ich dieses hinter mir. An der Felswand am Gonzenwald konnte ich wieder aufdrehen, von dort aus machte ich mich auf den Weg Richtung Churfirsten. Unterwegs traf ich auf diverse Modellflugzeugpiloten, um diesen möglichst nicht in die Quere zu kommen, flog ich auf der untersten Felskette möglichst rasch weiter.

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Blick Richtung Walensee und Churfirsten

Leider hatte es keine starken Thermikschläuche mit welchen ich Höhe hätte machen können. So schlich ich mich langsam Richtung Walenstadt. Mittlerweile bedeckten diverse Zirren den Himmel und ich wollte so rasch wie möglich zurück fliegen. Da ich unbedingt nochmals das Rheintal queren wollte, musste ich an die obere Felskette aufdrehen. Dies gelang mir nach etlichen Versuchen. Um möglichst wenig Höhe zu verlieren flog ich nahe der Felswand zurück. Damit mir die Rheintalquerung gelingen würde, musste ich jedoch am Alvier noch einmal richtig aufdrehen können. Zum Glück fand ich schnell den Einstieg. Wieder auf (2600 m.ü.M.) angekommen, wagte ich mich an die Talquerung.

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Blick über dem Alvier Richtung Landquart (die zu überwindende Rheintalquerung)

Leider hatte ich eine relativ schlechte Gleitzahl und so kam ich auf der anderen Seite mit (1000 m.ü.M.) an. Der Talwind wehte ziemlich stark, ich plante bereits meine Landung, als ich auf die Idee kam mich einfach vom Talwind möglichst Richtung Taleingang Prättigau  blasen zu lassen. Dank zerrissener Thermik gewann ich ein wenig an Höhe, kurz vor der Düse zum Prättigau konnte ich mit viel Geduld im Talwind auf (2480 m.ü.M.) aufsoaren und gemütlich Richtung Schiers gleiten.

Bild 7

Blick über dem Vilan Richtung Schiers

Glücklich, mit voller Blase und knurrendem Magen landete ich nach 6 h 41 min / 116 km in Schiers.

http://www.xcontest.org/switzerland/de/fluge/details:mh.fly82/17.4.2014/09:39

 

 

Michael Härter

KategorienAllgemein

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